Familienorientierte stationäre Drogentherapie

 

 

 

Ruthard Stachowske
"Familienorientierte stationäre
Drogentherapie"

 

 

Neuland Verlag 1994



Das Konzept der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch ist abgeleitet aus dem Buch von Ruthard Stachowske, "Familienorientierte stationäre Drogentherapie" (Neuland-Verlag 1994).
Das Buch ist die wissenschaftliche Grundlage für die Arbeit in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch. Es kann im Buchhandel oder über Jugendhilfe Lüneburg gGmbH
erworben werden.


Rezensionen:



Auszüge aus dem Buch:

 


Rezensionen:


Familienorientierte stationäre Drogentherapie. Das ganzheitliche Konzept des D. Bachmann-Hauses "Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch" von Ruthard Stachowske. Geesthacht 1994.

Die Literatur über Kinder von Suchtkranken hat bemerkenswerten Zuwachs bekommen. Das Buch "Familienorientierte stationäre Drogentherapie" bietet einen umfassenden Einblick in süchtige Familienstrukturen und gibt aufgrund seiner Materialfülle für die Praxis wichtige Informationen. Dabei wird vor allem die familienorientierte Drogentherapie vom Autor in all ihren Facetten beschrieben. Er schlägt den Bogen von der Begriffserklärung über Aussagen zur Persönlichkeitsentwicklung der Drogenabhängigen bis zur Entwicklung der Drogenabhängigkeit aus familientherapeutischer Sicht. Er erläutert ausführlich den mehrgenerativen Erklärungsansatz zur Entstehung drogenabhängigen Lebens und leitet daraus ein Konzept einer ganzheitlich familienorientierten Drogentherapie ab. Im zweiten Teil geht es dann um die Situation der Kinder in süchtigen familiären Systemen, um die pharmakologischen Faktoren des Suchtmittelmissbrauchs und ihre Relevanz für die Drogentherapie. Breiten Raum nimmt auch die Therapie der Kinder im therapeutischen Konzept ein. Das Buch besticht durch seine Entwicklung von theoretischen Modellen zu der praktischen Umsetzung, die ja in der Tat gelungen ist. Wenn auch die Ausschließlichkeit, mit der der Autor sein Modell präsentiert Leserinnen und Leser etwas irritieren mag und soziale Aspekte immer wieder hinter psycho-therapeutische Erklärungsmodelle zurücktreten, so ist dieses Buch doch ein Standardwerk, das für alle, die mit drogenabhängigen Eltern und ihren Kinder arbeiten in Frage kommt. Leider erweckt das Buch den Eindruck, als ob es nicht ganz fertig geworden ist. Der Verlag sei gebeten, für eine bessere Schlussredaktion zu sorgen aber andererseits ausdrücklich ermutigt, auch weiterhin Praxisbeispiele aus dem Feld der Drogenarbeit zu veröffentlichen.

Unsere Empfehlung: Sehr lohnend
Aus: FDR-Berichte 36/1994

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Familienorientierte stationäre Drogentherapie
Das ganzheitliche Konzept des D. Bachmann-Hauses "Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch",
Neuland-Geesthacht 1994

Die Literatur über Kinder von Suchtkranken hat jetzt bemerkenswerten Zuwachs bekommen. Ruthard Stachowske, Sozialpädagoge und Drogentherapeut hat im Neuland Verlag in Geesthacht, das Buch "Familienorientierte stationäre Drogentherapie" veröffentlicht, das einen umfassenden Einblick in süchtige Familienstrukturen gibt und aufgrund seiner Materialfülle für die Praxis von hohem Wert ist. Ruthard Stachowske leitet das "D. Bachmann-Haus", das drogenabhängigen Menschen und ihren Kindern ein ganzheitliches Konzept der Hilfe anbietet. Familienorientierte Drogentherapie wird von Stachowske in all ihren Facetten beschrieben. Er schlägt den Bogen von der Begriffserklärung über Aussagen zur Persönlichkeit der Drogenabhängigen bis zur Entwicklung der Drogenabhängigkeit aus familientherapeutischer Sicht. Er erläutert ausführlich den mehrgenerativen Erklärungsansatz zur Entstehung drogenabhängigen Lebens und leitet daraus ein Konzept über eine ganzheitliche familienorientierte Drogentherapie ab. In einem zweiten Teil wird die Situation der Kinder in süchtigen familialen Systemen beschrieben und ausführlich auf die pharmakologischen Faktoren des Suchtmittelmissbrauches und ihre Relevanz für die familienorientierte Drogentherapie eingegangen. Breiten Raum widmet er auch der Therapie der Kinder im organisatorischen und therapeutischen Rahmen und unterstützt seine theoretischen Beschreibungen durch viele Hinweise auf die Praxis der vor kurzem eröffneten Therapieeinrichtung. Am Ende dieser Arbeit sind 326 Buchseiten gefüllt und Leserinnen und Leser haben das Gefühl, jetzt wirklich Bescheid zu wissen.

Auch wenn dieser Wissenserwerb manchmal harte Arbeit war. Das bleibt nicht aus bei einer Materie, die nur durch Rückgriff auf umfangreiches theoretisches Material zu erschließen ist. Stachowske behandelt Leserinnen und Leser aber freundlich, indem er immer wieder auf die Praxis zurückkommt und durch Fallbeispiele oder spannende historische Exkurse die Wucht der Wissenschaft abzumildern versucht. Dabei verliert er nicht aus dem Auge, dass er angetreten ist, "um ein aus der Theorie begründetes, praktisches drogentherpeutisches Setting zu entwickeln" (S. 18). Um dieses Ziel zu erreichen, hat er die Arbeit in zwei Teile gegliedert, nämlich in einen ersten Teil, in dem die sozialwissenschaftlichen, medizinischen, historischen und entwicklungspsychologischen Elemente dargestellt werden, die zur Erstellung des Konzeptes notwendig waren und in einen zweiten Teil, in dem aus den theoretischen Erkenntnissen eine praktische Ableitung auf ein stationäres Drogentherapiekonzept erfolgt. Es macht den Autor sympathisch, dass er sich bei allem stets als Anwalt der Kinder begreift. Aus seinen Worten liest man immer wieder das Bemühen heraus, denjenigen zu helfen, die die negativen Auswirkungen der Abhängigkeit als unverschuldete Hypothek tragen müssen und denen durch professionelle Hilfe diese Bürde genommen werden soll. In seiner theoretischen Hinführung (Teil 1) setzt er dabei drei markante Punkte:

Zum einen weist er darauf hin, dass jegliche Fixierung auf das Symptom in der Suchtkrankenhilfe fehl am Platze ist. Ebenso wenig, wie das Starren auf die Droge den multikausalen Entstehungsbedingungen süchtigen Verhaltens angemessen ist, darf bei der therapeutischen Behandlung ausschließlich das Individuum in den Blick genommen werden. "Wenn die Sucht der Elterngeneration" die Lebensentwicklung der Kinder in dem Maße beeinflusst, wie es sich heute zeigt, dann ist es im Sinne eines mehrgenerativen Denkens notwendig zu fragen, in wie viel Generationen innerhalb der Familien sich Eltern aus ihren Kindern Süchtige gemacht haben, also wie lange die Familienentwicklung innerhalb der Generationsfolge durch das Diktat der Sucht geprägt war" (S. 83). Die süchtige Disposition darf also nicht nur in der aktuellen Situation gesehen werden, sondern muss auch in den Generationen zurückverfolgt werden.

Zum zweiten wird in diesem ersten Teil noch einmal ausführlich auf die Familiendynamik eingegangen, die süchtigen Menschen meist perfekt einbindet und abhängige Menschen - meist zu deren Schaden - lange schützt. Und zum dritten liefert Stachowske eine ausführliche Begründung drogentherapeutischer Konzepte, die in der Zeit des Therapiepessimismus, die wir derzeit erleben, natürlich von großer Bedeutung ist. Der zweite Teil des Buches ist praktisch den Kindern gewidmet. Aus der Theorie heraus wird der therapeutische Prozess der Kinder drogenabhängiger Eltern entwickelt und er macht deutlich, welche Interventionen aufgrund der Pharmakologie missbrauchter Stoffe, der süchtigen Familienstrukturen, in denen die Kinder aufgewachsen sind und der Ziele eines unabhängigen Lebens erforderlich sind.

Wenn ich eingangs sagte, dass Stachowske sein Buch als "Anwalt des Kindes" geschrieben hat, dann haben die "sieben Rechte der Kinder" (zitiert nach Boszormenyi-Nagy/Spark, Unsichtbare Bindungen, Stuttgart 1990), die auf Seite 172 zitiert sind, eine zentrale Bedeutung.

Bemerkenswert erscheint mir außerdem, dass es Stachowske gelingt, in seinem Buch (abe sicherlich auch in seiner Einrichtung) in der Tat einen ganzheitlichen Prozess zu beschreiben, der alle weiter oben geschilderten Facetten süchtigen Lebens berücksichtigt und zu einem therapeutischen Angebot führt, das keine Defizite mehr aufweist. Hier sind insbesondere die Aussagen zur Entwicklungspsychologie (S. 233), zur ganzheitlichen Betrachtung der Lebensentwicklung (S. 302) und zur Trennung von Drogentherapie und Kindertherapie (S. 276) von besonderer Bedeutung.

Gerade mit dem zuletzt genannten Thema beschreibt Stachowske einen konzeptionellen Bestandteil, der in therapeutischen Einrichtungen, die abhängige Menschen mit ihren Kindern behandelt, häufig zu kurz kommt: Das drogentherapeutische Setting ist zunächst einmal für Kinder nicht geeignet. Einrichtungen, die Kinder mit aufnehmen, müssen gewährleisten können, dass die Kinder einen angemessenen Rahmen für ihr Leben und für ihre Betreuung bekommen, der vom drogentherapeutischen Alltag getrennt ist. Diese Passagen sollten aus fachlichen Gründen unbedingt beherzigt werden.

Bei den vielen guten Seiten dieses Buches, die es zu einer wichtigen Grundlagenliteratur in der Drogentherapie machen, dürfen aber auch die durchaus vorkommenden Mängel nicht vergessen werden. Sicherlich ist es methodisch sinnvoll und geschickt, durch den Rückgriff auf bereits Ausgeführtes in einen neuen Aspekt des Themas einzuleiten und auf diese Weise Zusammenhänge herzustellen. Dieser methodische Kunstgriff stellt sich aber an einigen Stellen lediglich als Wiederholung bereits Gesagten mit anderen Worten dar, was auch den engagierten Leser irgendwann einmal ermüdet. Auch wenn das Buch über eine übersichtliche und gute Gliederung verfügt, können nicht alle Kapitelüberschriften halten, was sie versprechen. Wenn zum Beispiel die Therapieelemente des drogentherapeutischen Prozesses lediglich auf sechs Seiten abgehandelt werden, dann mag man unterstellen, dass fachkundigen Leserinnen und Lesern sicher vieles bekannt ist. Für diejenigen, die sich aber erst einlesen möchten, ist diese Abhandlung zu kurz. Auch die Beschränkung der "Gestalttherapie Papst" Hilarion Petzold lassen das Gefühl aufkommen, dass das nicht alles sein kann. So steht die Aussage von Petzold, dass eine Drogentherapie 15 Jahre dauert, zu isoliert und zu wenig hinterfragt in diesem Buch. Auch wenn es richtig ist, dass es sich bei der Sucht um eine rezidivierende Erkrankung handelt, in der immer wieder Behandlungsabschnitte notwendig sind, so entsteht doch leicht der Verdacht, dass wir hier einem Therapeuten begegnet sind, der "nicht loslassen kann". Zu selten sind auch Hinweise darauf zu finden, dass Drogentherapie nur Anstöße geben kann, die den Abhängigen helfen können, unabhängig zu leben. Die hier beschriebene Konzeption trägt noch immer einen umfassenden "Heilungsgedanken" in sich, den die Praxis nicht erfüllen kann und der viel dazu beigetragen hat, Drogentherapie als sinn- und erfolglos zu verwerfen. Zu Unrecht, wie wir wissen können, wenn wir wollen. Aber diese Kritikpunkte sind Marginalien gemessen an der Fülle gutem Materials, das dieses Buch bietet. Wenn es nur nicht den Eindruck erwecken würde, nicht ganz fertig geworden zu sein. Druck- und Satzfehler gestehe ich bei der Fülle des vorgelegten Materials noch zu. Aber man findet leider auch falsche Querverweise, unvollständige Literaturangaben und fast durchweg zu klein gedruckte Grafiken. Eine Schlussredaktion hätte dem Buch sicherlich gut getan und wenn man Lesen nicht nur als Akt geistige Ernährung betrachtet, sondern dabei auch ein Vergnügen haben will, dann ist es an manchen Stellen dieses Buches einfach gestört.

Aber diese Kritik soll nicht die verdienstvolle Arbeit Stachowskes schmälern. Hier ist ein Grundlagenwerk entstanden, das in der "Suchtliteratur" bislang gefehlt hat und es ist eine gute und wichtige Handlungsanleitung, die allen Kolleginnen und Kollegen aus Einrichtungen, die mit Kindern arbeiten unbedingt empfohlen werden soll.

Jost Leune
Aus: drogen-report 5/94

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Auszüge aus dem Buch:


Die Grundlagen
Die Realisierung eines ganzheitlichen familienorientierten stationären Drogentherapiekonzeptes setzt voraus, dass ein institutioneller Rahmen und eine suchttherapeutische Orientierung besteht, von der ausgehend drogentherapeutische Prozesse initiiert werden können. Dabei geht es um die therapeutische Beachtung der Notwendigkeit, dass jegliches therapeutisches Handeln eines grundsätzlichen, der Störung des Klientel angemessenen Rahmens bedarf, innerhalb dessen sich die Therapie vollzieht. Es geht also um die Klärung der Rahmenbedingungen, die Voraussetzung für jegliches therapeutisches Handeln in der Beziehung zum drogenabhängigen Klientel sind. Eine grundlegende suchttherapeutische Haltung ist nötig, da die Realisierung einer psychotherapeutisch und familienorientierten Drogentherapie bedeutet, dass im weitesten Sinne psychotherapeutische Prozesse gestaltet werden, um mit Hilfe dieser Prozesse die therapeutische Bewältigung der mehrdimensionalen Drogeneinstiegsprozesse und der Drogeninduzierten Lebensprozesse zu bearbeiten. Daraus folgt, dass, um psychotherapeutisch handeln zu können, ein dem der Erkrankung Drogenabhängigkeit angemessenes therapeutisches Setting gestaltet sein muss, dass dann der Rahmen für die psychotherapeutisch orientierten drogentherapeutischen Prozesse ist. Diese drogentherapeutischen Grundlagen müssen nach meinem Verständnis folgende Bedingungen erfüllen und folgende Struktur beinhalten, damit aus der Summe ein angemessenes drogentherapeutisches Setting entsteht - im folgenden möchten wir diese Grundlagen erläutern.

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Die therapeutische Gemeinschaft

Drogentherapie wird im wesentlichen im Sinne der Methode der therapeutischen Gemeinschaft realisiert (vgl. JABLONSKY, 1990). Dies therapeutische Prinzip gilt, in Abgrenzung zu der Behandlungsform der Fachkrankenhäuser, als der institutionelle Rahmen, indem die Prinzipien und die Therapiemodelle initiiert werden, die in der Tradition der humanistischen Psychologie entstanden sind. Die Behandlungsform "Therapeutische Gemeinschaft" muss somit spiegelbildlich zu den Wachstumsprozessen in die Drogenabhängigkeit das heilende soziale Netzwerk und die therapeutischen Prozesse anbieten, die ein Wachstum aus der Sucht ermöglichen. Der soziale Organismus Therapeutische Gemeinschaft ist ein sozialer Mikroorganismus, indem jedes einzelne Mitglied der Gemeinschaft lebt - das Leben in der Gruppe wird zum zentralen Element des therapeutischen Prozesses. Die mikro-soziale Welt besitzt, gestaltet durch die Mitglieder der Gemeinschaft und das therapeutische Team, eine zwangsläufige Affinität zu der makro-sozialen Welt, aus der jeder stammt. Im Umkehrschluss ist das soziale Klima und die soziale Realität der Therapeutischen Gemeinschaft spiegelbildlich eine Reproduktion der sozialen Entwicklung ihrer Mitglieder - jeder bringt das ein, was er gelernt hat - die Summe von alle dem offenbart die soziale und lebenspraktische Kompetenz und die Defizite ihrer Mitglieder. Die Reproduktion ursprünglicher Lebensereignisse sind im drogentherapeutischen Sinne die Reproduktion der multidimensionalen Drogeneinstiegsprozesse - in dem Maße in dem der Klient sich "offenbart" ist sein Leben, sein Sein in der therapeutischen Gemeinschaft ein umfassendes diagnostisches Instrumentarium. Somit wirkt das Setting in der Therapeutischen Gemeinschaft parallel auf zwei Ebenen;

1. Es fördert die Reproduktion der multidimensionalen Drogeneinstiegsprozesse und bietet so die Chance, diese in einem therapeutischen Prozess zu bearbeiten - um sich so von der Sucht zu emanzipieren und die Fähigkeit zu erwerben, ein autonomes selbstbestimmtes Leben zu gestalten.

2. Es bietet aber darüber hinaus auch eine neue soziale Welt, die, wenn sie optimal gestaltet ist, gleichsam eine neue Lebenserfahrung ist, eine heilende Sequenz in der Lebensentwicklung, die die Chance bietet neue positive Identifikationen zu schaffen, die eine Orientierung für die suchtfreie Lebensphase bietet. Das soziale Klima der Therapeutischen Gemeinschaft vermittelt, defizitäre Entwicklungsbindungen in dem Wachstum in die Sucht ersetzend, eine neue, positive Lebenserfahrung, die die Plattform für die beginnenden suchtfreien Lebensprozesse ist.

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Kontinuität in den sozialen Beziehungen

Bestandteil dieser neuen sozialen Erfahrung muss eine soziale Kontinuität in den sozialen Beziehungen sein. Dies gilt für die sozialen Beziehungen innerhalb der Gruppe, insbesondere aber auch für die therapeutischen Beziehungen, die, wenn sie optimal gestaltet sind, die wesentliche Grundlage für neue Erfahrungen sein können, stabile, dauerhafte, fördernde und sozial-emotional tragfähige Beziehungen zu erleben. Auch hier bietet der therapeutische Kontakt die Chance in der Vergangenheit erlebtes zu reproduzieren, um so der erlebten Qualität sozialer Beziehungen gewahr zu werden, um sich dann zu offenbaren und therapeutisch Erlebtes zu bearbeiten und darüber hinaus neue sozial-emotionale Beziehungen zu erfahren, um so, ursprüngliche Erfahrungen ersetzend, neue Beziehungsrealitäten zu erleben.

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Die Drogentherapie Konzeption

Die im folgenden dargestellte Konzeption ist die Grundlage der Arbeit der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch. Diese Einrichtung ist eine familienorientierte stationäre Drogentherapieeinrichtung in Lüneburg, in der im Sinne eines ganzheitlichen Therapieansatzes versucht wird, alle Störungen der Familie, der Kinder und der einzelnen drogenabhängigen Klienten zu beachten und therapeutisch zu würdigen. Wissenschaftliche Grundlage dieser Konzeption sind die Aussagen in dem Buch: Ruthard Stachowske, Familienorientierte stationäre Drogentherapie, 1994. Die vorliegende Konzeption ist der Transfer der Quintessenz dieser Aussagen in ein praktisch-realisiertes Drogentherapiemodell. Allgemeines Ziel dieser Konzeption ist es, im Binnenverhältnis eine Grundlage und fachliche Orientierung für die äußerst komplexe und defizile Therapie zu sein sowie im Außenverhältnis die Arbeit der therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch transparent zu machen.

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Der Drogentherapeutische Sinn dieser Konzeption

Diese Konzeption und die hieraus abzuleitenden Regeln für die Drogentherapie sind der Rahmen, innerhalb dessen die Drogentherapie praktisch realisiert wird. Sie ist darüber hinaus eine Orientierung für die Klienten. Wir gehen davon aus, dass drogenabhängige Klienten und drogenkranke Familiensysteme in ihrem psychischen, physischen und geistigen Sein vielfältigste Defizite und strukturelle Probleme in ihren Lebensentwürfen aufweisen. Süchtiges Leben ist ein Leben, dass sich durch dauernde Grenzüberschreitungen auszeichnet; dies können Drogenerlebnisse, die dauernde illegale Aktion und/oder andere drogentypische Strategien zur Lebensbewältigung eines süchtigen Lebens sein - dies sind aber auch die vielfältigen sozialen und emotionalen Grenzüberschreitungen im eigenen Leben sowie innerhalb des sozialen Kontextes. Die Therapie von dieser Sucht bedeutet im Sinne des Ursprungs des Wortes "Therapie", gebildet aus dem griechischen Verbum "therapeuo = dienen, begleiten und heilen", die Begleitung des Weges aus der Sucht, also die Begleitung der Heilung und die Ermöglichung dieser Heilung. Wir denken, dass es hierzu notwendig ist, zu der biographischen Entwicklung in die Sucht und dem Drogeneinstiegsprozessen eine Polarität zu entwickeln - dies ist der drogentherapeutische Prozess. Diese Polarität zu der bisherigen süchtigen Lebensentwicklung muss demnach Merkmale aufweisen, an denen die Umwandlung von süchtiger Lebensentwicklung in eine Emanzipation von der Drogen erkennbar, nachvollziehbar und möglich wird. Die vorliegende Konzeption soll in diesem Sinne als Polarität zu dem Lebensweg in die Sucht einen "Weg aus der Sucht" aufzeigen. Die Konzeption und die aus ihr abzuleitenden Regeln stehen ausschließlich in diesem Zusammenhang.

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Das D. Bachmann Haus

Die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch ist eine im Juni 1993 neu gegründete familienorientierte stationäre Drogentherapieeinrichtung. Sie wird in Trägerschaft des Vereins Jugendhilfe e.V. Lüneburg betrieben. Sie ist neben der Therapeutischen Gemeinschaft Dachtmissen und der Therapeutischen Gemeinschaft Südergellersen (früher Therapeutischen Gemeinschaft Hönkenmühle) die dritte stationäre Drogentherapieeinrichtung des Vereins Jugendhilfe e.V.. In diesem Verein sind im Verlaufe der zwanzigjährigen Drogentherapiegeschichte erfolgreiche Drogentherapiemodelle entwickelt worden - insbesondere in der Arbeit von Geiger 1989 ist dies dargestellt. Die Neugründung der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch ist erfolgt, um in der bestehenden drogentherapeutischen Infrastruktur den Therapieplatzmangel für Eltern mit Kindern auszugleichen. Die Drogentherapie Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch ist die Fortsetzung der bewährten Drogentherapiemodelle sowie die Erweiterung bisheriger drogentherapeutischer Praxis um die im weitesten Sinne familienorientierten Elemente. In dieser Einrichtung können 21 drogenabhängige Elternteile zusammen mit 22 Kindern an der Therapie teilnehmen. Die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch ist dem Verbund der Therapiekette Niedersachsen angeschlossen. Die Drogentherapieplätze und die Plätze im Bereich der Kindertherapie sind jeweils von den zuständigen Kostenträgern anerkannt. Die LVA Hannover hat das "D. Bachmann-Haus, Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch" als Einrichtung der medizinischen Rehabilitation anerkannt; Pflegesätze wurden mit der LVA Hannover vereinbart. Für den Bereich der Kindertherapie ist das "D. Bachmann-Haus, Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch" von dem Landesjugendamt als Einrichtung der Jugendhilfe anerkannt. Die Betriebserlaubnis für den Betrieb einer Jugendhilfeeinrichtung gem. § 27 ff. KJHG liegt vor, der Pflegesatz wird mit dem zuständigen Jugendamt verhandelt. Daraus folgt, dass Eltern und Kinder als eigenständige Klientengruppe anerkannt sind und jeweils eigenständige Kostenanerkenntnis für ihre Therapie erhalten. Das "D.-Bachmann-Haus" liegt in dem grünem und schönen Lüneburger Stadtteil Wilschenbruch - der Verein Jugendhilfe hat 1992 ein leerstehendes ehemaliges Kinderheim erworben und nach den Erfordernissen der Therapeutischen Gemeinschaft total umgebaut. Das Haus liegt landschaftlich reizvoll im Grünen, in unmittelbarer Nähe zu den Ilmenauwiesen und zu einem großen Waldgebiet. Es liegt trotzdem verkehrsgünstig - das Stadtzentrum von Lüneburg ist mit dem Rad in wenigen Minuten zu erreichen. Das Parkgelände um das Haus herum besteht aus Garten, Freizeit- und Spielflächen. Es ist groß genug, damit die Erwachsenen und die Kinder genügend Platz für Aktivitäten haben. Es bestehen, auch für Erwachsene, vielfältige Spielmöglichkeiten. So existiert ein Fußball- und Volleyballplatz, Spielgeräte, ein Gemüsegarten, Rasen- und Freiflächen um auszuruhen, sowie viele Blumenbeete, die das Spazieren im Gelände zu einem, je nach Jahreszeiten, Rendezvous der Sinne werden lassen. Das Gelände ist gartenarchitektonisch so gestaltet, dass es sinnvoll für die Therapie nutzbar ist und gleichzeitig ohne besondere Mühen gepflegt werden kann. Das Haus ist ein großzügiges Gebäude, das in seinem Ursprung ein altes Gutshaus ist. Im Verlaufe der Jahrzehnte ist es zu einem Kinderheim umgebaut und erweitert worden. Es hat genügend Platz, damit jeder Klient und jedes Kind ein eigenes Zimmer bewohnen können, wenn sie dies wollen. Zusätzlich gibt es Gemeinschaftsräume, die Therapieräume und die Räume, die von den Mitarbeitern genutzt werden. Grundsätzlich bemühen wir uns darum, dass jede Familie räumlich dicht beieinander leben kann. Insbesondere die Wohnwünsche der Kinder werden sehr ernst genommen - wir versuchen nach Möglichkeiten ihre Wohnwünsche zu realisieren.

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